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Balzer Herrgott

Viele Sagen und Geschichten ranken sich um den Balzer Herrgott. Seine Entstehung ist voller Rätsel und Widersprüche, die wohl kaum ganz gelöst werden können.

Die alten Leute, die seine Geschichte kannten oder mehr von ihr wussten als wir Heutigen, sind gestorben. Da für sie die Entstehung fast selbstverständlich war, schenkten sie dem in den Baum eingewachsenen Herrgott keine besondere Bedeutung.

Schon die Herkunft des aus hell gelblich-ockerfarbenem Sandstein geschaffenen Christuskörpers gibt Stoff zum Erzählen. Hugenotten hätten ihn auf der Flucht aus Frankreich an dem steilen Hang liegengelassen, sagen die einen. Nein, sagen andere, es seien Royalisten gewesen, die während der französischen Revolution aus Frankreich geflohen seien. Eine Bäuerin erzählt, er sei von einem Kloster während der Kriegszeiten hergebracht worden, um ihn vor der Zerstörung zu schützen. Irgendwo ist zu lesen, dass er um 1800 herum aufgrund eines Gelübdes von einem Bauern namens Balzer aus der Glashütte erstellt worden sei.

Dieser Bauer sei dann in die "Neue Welt" ausgewandert. Es sei das Hofkreuz vom Winkelhof gewesen, sagt dieser, jener aber behauptet, es sei auf dem Sattelhof gestanden. Das Kreuz, das den Herrgott trug, sei aus Eisen geschmiedet gewesen wird erzählt. Andere sagen, der Herrgott hing an einem Holzkreuz; wieder andere behaupten, das Kreuz sei wie der Herrgott aus Stein gewesen.

Vom Herrgott wird gesagt, dass er ein spätgotisches Werk sei und früher über der Dornenkrone einen Strahlenkranz aus Blech getragen habe. Die drei kleinen, viereckigen Vertiefungen, die zu beiden Seiten und auf dem Scheitel des Hauptes eingehauen sind, würden darauf hinweisen. Die Arme und Beine seien von einem Jäger aus Wut über entgangene Beute abgeschossen worden, steht in einem Zeitungsbericht; in einem anderen ist zu lesen, dass das Vieh dem auf dem Boden liegenden Herrgott die Arme und Beine abgetreten habe. Der Herrgott sei dann an den Stamm der Buche gelehnt worden, dort angewachsen und mit ihm hochgewachsen. Das ist nicht möglich; denn ein Baum wächst am Dolden in die Höhe und am Stamm in die Breite. Der Herrgott war schon immer so hoch am Baum, von der Wurzel gemessen sind es 1,90 bis 2,00 Meter. Jedes Jahr schob sich die Rinde der Buche ein Stückchen weiter über den steinernen Herrgott.

1986 war sein Verschwinden durch Einwachsen in die Buche absehbar. Es musste etwas getan werden. Es wurde beschlossen, den Herrgott im begrenzten Rahmen frei zu schneiden. Gegen Ende des Monats November 1986 machte sich der Gütenbacher Holzbildhauer Josef Rombach daran, die Umwallung zu beseitigen. Zwei Baumspezialisten von der Insel Mainau versiegelten das freigelegte Holz gegen Pilze und Feuchtigkeit und schufen eine künstliche Rinde. Die Freilegung war gut gelungen. Im Laufe von neun Jahren ist die Umwallung so gewachsen und hat starken Druck auf den Kopf ausgeübt. Es war zu befürchten, dass der Kopf abgesprengt wird. Im Oktober 1995 wurde eine Rille um die Umwallung geschnitzt, um das Wachstum zu verhindern. Es besteht nun die Hoffnung, dass der Balzer- oder wie ihn die Alten nannten, der Winkelhergott, uns noch lange erhalten bleibt.

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